Philipp Schäfer, Certified Financial Planner (CFP) im Experteninterview mit Exporo zum Thema Direktinvestments in Photovoltaik
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von
Bente Staack

Mit Direktinvestments in Photovoltaik die Energiewende fördern

Experteninterview mit Philipp Schäfer, Certified Financial Planner (CFP) und Experte für PV-Direktinvestments

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, greifen bereits staatliche Gesetze und Förderungen, doch der Investitionsbedarf bleibt hoch: Rund 600 Mrd. € müssen bis 2030 in die Energiewende investiert werden. Eine Lösung: Privatanleger werden selbst zu Produzenten von grünem Strom, mit Direktinvestments in Photovoltaik. Wir hatten Gelegenheit, mit Philipp Schäfer, Certified Financial Planner (CFP) und Experte für Investments in Photovoltaik, zu dieser Anlageform in erneuerbaren Energien zu sprechen.

Photovoltaik nimmt für die Energiewende eine wichtige Rolle ein: Seit 2018 hat sich die Zahl der installierten Photovoltaikanlagen verdoppelt1. Warum Photovoltaik ein zentraler Erfolgsfaktor für das Erreichen der Klimaziele ist, liegt auf der Hand: Die bewährte und leistungsstarke Technologie ist nicht nur eine der umweltfreundlichsten und effizientesten Energiequellen, sie ist aktuell auch die günstigste Form der Stromerzeugung. Gleichzeitig ist das Potenzial des Marktes riesig. Ein Beispiel: Für das Erreichen des Net-Zero-Ziels müssten Freiflächenanlagen in der Größe des Saarlandes errichtet werden2. Wie sich dieses Potenzial durch Direktinvestments in Photovoltaik ausschöpfen lässt und warum sich hier für Anleger attraktive Einstiegsmöglichkeiten in den Energiemarkt ergeben, erläutert unser Experte im Interview.

Herr Schäfer, einmal zur Einordnung - wie unterscheidet sich ein Direktinvestment in Photovoltaik von anderen Anlageformen in erneuerbare Energien, z. B. von einem Photovoltaikinvestment über die Exporo Plattform?

Ein Direktinvestment in Photovoltaik ist vergleichbar mit dem Erwerb einer Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus. Die erworbene Photovoltaikanlage wird direkt Eigentum des Anlegers. Es gibt eine grundbuchliche Sicherung, z. B. durch die Eintragung einer Dienstbarkeit. Die Erlöse aus der Stromeinspeisung fließen direkt an den Eigentümer. Der Anleger kann die Anlage vererben, verkaufen oder beleihen und muss für Reparaturen selbst Rücklagen bilden – ähnlich wie bei der Instandhaltung von Immobilieneigentum. 

Zusätzlich gibt es oft Gemeinschaftseigentum, etwa Trafostationen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Investments über die Plattform von Exporo um indirekte Anlagen, oft in Form von Mezzanine-Kapital. Das bedeutet, der Anleger gewährt ein Darlehen mit fester Verzinsung und begrenzter Laufzeit, ohne direkten Zugriff auf die Anlage oder die Erträge.

Wie sieht aktuell der Markt für Photovoltaik-Direktinvestments aus? Welche Möglichkeiten haben Anleger?

Der Markt für Photovoltaik-Direktinvestments ist sehr dynamisch, jedoch aktuell von hoher Nachfrage bei begrenztem Angebot geprägt. Besonders Aufdachanlagen sind rar, während Freiflächenanlagen dominieren. Gleichzeitig sinken sowohl die Einspeisevergütungen als auch die Preise für Anlagen, was einerseits Chancen bietet, andererseits die Notwendigkeit für sorgfältige Planung erhöht.

Eine Herausforderung ist derzeit die Finanzierung. Die Zinsen sind gestiegen, und viele Banken verlangen zusätzliche Sicherheiten, was reine PV-Investitionen erschwert. Anleger sollten auf Anbieter mit nachweisbarem Track Record und seriöser Projektentwicklung achten, um Risiken zu minimieren. Möglichkeiten reichen von Einzelanlagen über Genossenschaftsmodelle bis hin zu Beteiligungen an Großprojekten.

Für welche Anleger ist ein Direktinvestment in Photovoltaik besonders sinnvoll und lohnend?

Es gibt drei wesentliche Zielgruppen:

1. Steueroptimierende Anleger: Personen mit hohem zu versteuerndem Einkommen, z. B. durch Abfindungen, Boni oder regelmäßiges Einkommen, profitieren von den Abschreibungsmöglichkeiten und können Steuern in nachhaltige Vermögenswerte umwandeln.

2. Diversifikationsorientierte Anleger: Diese Gruppe sucht langfristige, stabile Renditen mit positivem Umwelteinfluss. Photovoltaik bietet eine attraktive CO₂-Einsparung und ergänzt bestehende Portfolios ideal. Das Investmentvolumen von 120.000 bis 200.000 Euro setzt jedoch ein Gesamtvermögen von mindestens 300.000 bis 600.000 Euro voraus, um die Diversifikation sicherzustellen.

3. Vermögende Anleger mit Schenkungsplänen: Direktinvestments in PV-Anlagen können als begünstigtes Betriebsvermögen nahezu steuerfrei auf Angehörige übertragen werden. Im Gegensatz zu Immobilien oder Wertpapieren lassen sich so Freibeträge geschickt nutzen. Allerdings ist hierbei eine enge Abstimmung mit Steuerberatern unerlässlich.

Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile eines Direktinvestments in Photovoltaik?

Ein Direktinvestment in Photovoltaik kombiniert finanzielle Attraktivität mit Nachhaltigkeit. Mit Renditen von über 6 % p. a. und einer 20-jährigen Garantie durch das EEG bietet es eine der sichersten und zugleich rentabelsten Anlagemöglichkeiten auf dem Markt. Solche Renditen mit einem Sicherheitsnetz in dieser Laufzeit sind in anderen Anlageklassen selten.

Der nachhaltige Impact ist ein weiterer zentraler Vorteil. Photovoltaik reduziert CO₂-Emissionen deutlich stärker als beispielsweise Immobilien oder nachhaltige Investmentfonds. Zusätzlich bieten steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten die Chance, aus Steuerzahlungen langfristig Vermögen zu generieren. Stichwort: Steuern in Vermögen umwandeln.

ESG-Kriterien spielen mittlerweile für viele Investoren eine wichtige Rolle bei ihren Investmententscheidungen. Womit kann ein Direktinvestment in Photovoltaik in diesem Bereich punkten?

Photovoltaik-Direktinvestments erfüllen alle drei Dimensionen der ESG-Kriterien:

1. E (Environmental): Der ökologische Nutzen ist enorm. Jede Anlage trägt aktiv zur Energiewende bei, indem fossile Brennstoffe ersetzt und CO₂-Emissionen drastisch reduziert werden. Zudem werden keine schädlichen Nebenprodukte erzeugt, und die Module sind zunehmend recycelbar.

2. S (Social): Photovoltaik schafft lokale Arbeitsplätze, fördert die Energieautonomie und senkt langfristig die Energiekosten.

3. G (Governance): Die Transparenz ist hoch, da der Anleger die Kontrolle über die Anlage hat. Vertragsgestaltung, Auswahl der Komponenten und Wartung können nach nachhaltigen Standards erfolgen. Anders als bei indirekten Anlagen sieht der Investor, wohin sein Geld fließt.

Photovoltaik vereint somit finanzielle und nachhaltige Ziele auf ideale Weise und spricht Anleger an, die Wert auf langfristig positive Effekte für Umwelt und Gesellschaft legen.

Was sind mögliche Risiken bei einem Direktinvestment in Photovoltaik? Und wie können diese gemindert werden?

Es gibt vier Hauptkategorien von Risiken:

1. Fertigstellungsrisiko: Bei Projekten in der Entwicklungsphase besteht das Risiko von Verzögerungen oder Insolvenz des Generalunternehmers. Dieses Risiko lässt sich durch Investitionen in bereits fertiggestellte Anlagen oder die Zusammenarbeit mit erfahrenen, finanzstarken Projektentwicklern minimieren.

2. Qualitätsrisiko: Minderwertige Komponenten können zu häufigen Reparaturen und Ertragsausfällen führen. Anleger sollten auf marktführende Hersteller und langfristige Garantien achten, um “billig kauft zweimal” zu vermeiden.

3. Steuerrisiko: Um steuerliche Vorteile nicht zu verlieren, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen strikt eingehalten werden. Eine begleitende steuerliche Beratung und die Wahl eines seriösen Anbieters sind hier essenziell.

4. Marktrisiko: Schwankende Strompreise oder Änderungen in der Einspeisevergütung können die Rendite beeinflussen. Hier ist die Direktvermarktung des Stroms oder die Nutzung für Eigenverbrauch eine gute Absicherung.

Durch sorgfältige Planung, Risikostreuung und Zusammenarbeit mit Experten lassen sich diese Risiken signifikant reduzieren.

Was denken Sie, wie wird sich der Markt für Photovoltaik, speziell für Direktinvestments, entwickeln?

Der Photovoltaikmarkt wird sich weiterhin positiv entwickeln, jedoch mit zunehmender Komplexität. Die Einspeisevergütungen werden weiter sinken, und langfristig könnte das EEG ganz entfallen. Damit wird die Direktvermarktung des Stroms immer wichtiger. Professionelle Partner mit Know-how in diesem Bereich werden an Bedeutung gewinnen.

Technologische Fortschritte, insbesondere bei Speichern, und neue Geschäftsmodelle wie Peer-to-Peer-Energienetze oder Spitzenstromnutzung, werden weitere Möglichkeiten eröffnen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt Photovoltaik ein zentraler Baustein der Energiewende – und damit ein hochattraktives Investment.

Quellen und weiterführende Informationen:

1 Statistisches Bundesamt. 3,4 Millionen Photovoltaikanlagen in Deutschland installiert (abgerufen am 21.11.2024)

2 Energiewende.eu. Flächenbedarf der Energiewende in Deutschland (abgerufen am 21.11.2024)

PWC. Investitionen in die Energiewende lohnen sich - Doch wie hoch sind die Kosten der Klimaschutzziele? (abgerufen am 21.11.2024)

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