Berlin ist Deutschlands stolze Hauptstadt. Sie repräsentiert das, was die Bundesrepublik ausmachen soll: modern, futuristisch, tolerant und multikulturell. Doch dies ist noch nicht alles. Sie ist ebenfalls Kapitale der Alleinlebenden in Deutschland. Auch das Land an sich mit seinen steigenden Zahlen an Singlehaushalten hat im europäischen Vergleich überdurchschnittlich viele Einpersonenhaushalte. Dies stellt neue Ansprüche an die Politik und die Immobilienwirtschaft.
Eine Studie des Berliner Senats spricht eine klare Sprache
Der Berliner Senat nahm sich 2013 die Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg zur Hand, um einen detaillierten Blick auf die Haushaltgrößen und den Familienstand der Einwohner der Hauptstadt zu werfen. Das Ergebnis war eindeutig: Der Anteil der Ledigen in der Kapitale lag bei 41 %. Ein bundesweiter Vergleich offenbart, dass dieser Prozentsatz ansonsten bei 29 % liegt. Solch einen geringen Wert hatte Berlin das letzte Mal 1996. Beachtenswert hierbei ist, dass der Begriff alleinlebend nicht mit partnerlos verwechselt werden darf. Eine Analyse der Haushaltsgröße zeigt, dass die meisten Berliner alleine wohnen. Dies hat sich seit 2013 auch nicht verändert. Die letzten verfügbaren Zahlen – sie stammen aus 2015 – bestärken Berlin als Hauptstadt der Alleinlebenden. Die Zahl der Einpersonenhaushalte überwiegt deutlich gegenüber der Zahl der Mehrpersonenhaushalte.
Mögliche Erklärungen für die Dominanz der Singlehaushalte
Berlin mit der hohen Zahl an Singlehaushalten erweckt den Anschein, als sei das Zusammenleben out. Experten des Senats Berlin entdecken in diesen Zahlen tatsächlich einen Trend. Die Zahl der verheirateten Personen hat sich innerhalb des Zeitraums von 1996 bis 2013 um rund 11 % reduziert. In Berlin sei diese Entwicklung besonders deutlich zu sehen. Die Hauptstadt und ihr Bundesland bilden das bundesweite Schlusslicht bei einer Statistik bezüglich der meisten Eheschließungen pro Bundesland.
Um zu verstehen, inwiefern sich dieser Trend in Zukunft verstärken wird, ist eine nähere Betrachtung der Gründe erforderlich. Berlin besitzt eine hohe Anziehungskraft für junge Personen, die in der Hauptstadt ihre berufliche Laufbahn starten oder fortsetzen wollen und sich in Berufsschulen oder Universitäten ausbilden lassen. Deshalb ist der Anteil an jungen Erwachsenen, die noch nicht heiratswillig sind, überdurchschnittlich hoch. Der Anteil an Personen über 65 Jahren ist ebenfalls sehr hoch und ähnelt damit dem bundesweiten Durchschnitt. Sowohl die jungen Erwachsenen als auch die Senioren sind die typischen Repräsentanten der Alleinfamilienhaushalte. Durch die zunehmende Individualisierung und der Entstehung neuer Familienformen wohnen ferner in der Hauptstadt überdurchschnittlich viele Personen mittleren Alters allein.
Berlin ist ein repräsentatives Beispiel für einen gesamtdeutschen Trend
Veränderungen in den Familienstrukturen, die ansteigende Verstädterung und der medizinische Fortschritt tragen zudem dazu bei, dass auch im übrigen Deutschland die Singlehaushalte immer weiter zunehmen. Der häufigste Haushaltstyp in der Bundesrepublik ist die Singlewohnung und daran wird sich vermutlich künftig nichts ändern. Im europäischen Vergleich liegt das Land ebenfalls mit 40,3 % über dem Durchschnitt. Der Durchschnitt beläuft sich auf 32,7 %. Vor allem in den Großstädten ist der Anteil exorbitant.
Zukunftsprognosen des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus, dass sich in Zukunft diese Situation noch verschärfen wird. Bis zum Jahr 2030 soll sich der Prozentsatz an Alleinlebenden stetig erhöhen. In den Stadtstaaten soll er dann bei beachtlichen 57 %. Dies träfe auch auf Berlin zu. Sozialwissenschaftler bestätigen diese Vermutung, die die Statistiker aus den aktuellen demografischen Daten geschlossen haben.
Neue Chancen für den Immobiliensektor
Die Politik sieht sich durch die Zunahme der Singlehaushalte neuen Herausforderungen gestellt. Gleiches zählt für Immobilieninvestmentunternehmen sowie Investoren, die die demografischen Entwicklungen auf den Wohnungsbau übertragen müssen. Experten aus dem Bereich der Wohnimmobilien raten bereits seit Jahren dazu, insbesondere den Bau von Miet- und Eigentumswohnungen mit geringer Größe zu erhöhen. Auszubildende, Studenten, junge Berufstätige und Senioren sind dafür die entscheidende Zielgruppe. Doch auch Pendler und Alleinlebende im mittleren Alter suchen verstärkt nach Singlewohnungen. Vor allem in den zentralen und zentrumsnahen Lagen sind Immobilien dieses Typs gefragt. Sie haben zumeist eine Größe zwischen 30 und 60 m² und weisen ein bis zwei Zimmer auf.
Eine weitere steigende Nachfrage ist bei Singlewohnungen zu verzeichnen, die speziell auf Senioren zugeschnitten sind. Sie sind barrierefrei und verfügen zudem über den Service des betreuten Wohnens.
In Singlewohnungen steckt ein immenses Potenzial
Die demografische und soziale Entwicklung in Deutschland birgt für Investoren ein hohes Potenzial. Wohnungen für Alleinlebende werden in Zukunft eine zunehmende Nachfrage erfahren. Insbesondere für den Markt der Mietwohnungen dürfte dies eintreten. Der Trend hin zum Eigenheim ist noch immer vor allem bei Familien und Paaren zu beobachten. Alleinlebende greifen bevorzugt zu einer Mietwohnung, wie auch eine Studie von Re/Max Europe aus dem Jahr 2015 zeigt: Rund 72 % aller deutscher Single-Haushalte befinden sich in Mietwohnungen. Lediglich 11 % der deutschen Alleinlebenden besitzt eine Eigentumswohnung. 9 % wohnen gar in einem Eigentumshaus. Die restlichen Prozent haben ein Haus ganz für sich allein angemietet.
Doch die Zunahme von Singlehaushalten in Berlin und in Deutschland gesamt ist nur ein Faktor, warum sich ein Investment in diese Assetklasse so sehr lohnen kann. Wohnungen für Alleinwohnende sind – wie bereits erwähnt – verhältnismäßig klein. Dies bedeutet, dass der Investor eine geringere Summe für seine Anlage aufbringen muss. Sollte er über größere monetäre Ressourcen für eine Geldanlage verfügen, kann er diese durch viele kleinere Investments besser streuen und somit das generelle Investmentrisiko minimieren. Letztlich gibt es noch einen weiteren entscheidenden Punkt, der Wohnungen für Alleinlebende als Anlagemöglichkeit zu attraktiv macht: Für kleinere Wohnungen fällt pro Quadratmeter in der Regel eine höhere Miete an als für größere Objekte. Zudem können sie einfacher und damit schneller vermietet werden. Gewinne lassen sich so maximieren.