Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter des ZIA, erklärt die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Immobilienwirtschaft und insbesondere auf den Büroimmobilienmarkt. Seine Perspektiven verdeutlichen, wie moderne Technologien die Büroimmobilien der Zukunft gestalten.
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Dagmar Hotze

Die Büroimmobilie der Zukunft: Das iPhone in Beton

Im Interview erklärt Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V., wie die Digitalisierung auch die Immobilienwirtschaft und insbesondere den Markt der Büroimmobilien verändert.

Dagmar Hotze: Herr Rodeck, was macht die Innovationskraft eines Immobilienunternehmen im Jahre 2017 aus? Sie zum Beispiel als Entwickler von Bürogebäuden, wie spüren Sie Trends der Digitalisierung auf?

Martin Rodeck: Die Innovationskraft von Immobilienunternehmen bemisst sich einerseits an der Bereitschaft, gewohnte Prozesse im eigenen Unternehmen kontinuierlich zu hinterfragen und keine Investitionen zu scheuen, wenn es darum geht, neue digitale Lösungen zu implementieren. Denn diese bedeuten potentiell immer einen Wettbewerbsvorteil in naher Zukunft.

Rodeck: Andererseits ist es wichtig, auch Veränderungen im Nutzerverhalten frühzeitig zu erkennen. Schließlich haben Immobilien einen langen Lebenszyklus und müssen auch morgen noch den Ansprüchen der Nutzer gerecht werden können. Wir bei OVG haben daher ein genau darauf spezialisiertes Research & Development-Team sowie einen Chief Technology Officer und arbeiten darüber hinaus in entsprechenden globalen Netzwerken vor allem auch jenseits der Immobilienbranche.

Mit dem aktuellen Status quo nicht zufriedengeben

Hotze: Mit "The Edge" haben Sie in Amsterdam das bislang intelligenteste und grünste Bürogebäude der Welt realisiert. Viele würden sich wahrscheinlich nicht an ein solches High-Tech-Monster trauen. Warum haben Sie sich darauf eingelassen?

Rodeck: Zuerst einmal ist "The Edge" keineswegs ein Hightech-Monster, sondern ein großer Schritt in Richtung der Offices, in denen wir zukünftig alle arbeiten werden. Nach dem Motto "vier Wände, ein Dach und ausreichend Steckdosen" errichtete Büroimmobilien sind an Unternehmen, die sich selbst intensiv mit Ihrer eigenen Zukunft beschäftigen, schon heute nicht mehr zu vermieten. Diese Erkenntnis führte dazu, dass wir nicht mehr bereit waren, uns mit dem aktuellen State of the Art zufrieden zu geben. Um darüber hinaus gehen zu können, brauchten wir allerdings die richtigen Projektpartner und den richtigen Mieter/Kunden. Und es bedurfte klarer Zielvorgaben aus dem jeweiligen Top-Management. Bei "The Edge" war all das gegeben, und also stand diesem Schritt in die Zukunft der Immobilien nichts mehr im Wege. Denn die technologischen Möglichkeiten waren ja größtenteils bereits da, sie wurden nur nicht genutzt.

Das grünste Bürogebäude der Welt: The Edge

Martin Rodeck: "Die Digitalisierung schafft in rasender Geschwindigkeit neue Ansprüche, und jeder Anleger hat ein Interesse daran, dass seine Immobilie auch in ein paar Jahren noch den veränderten Anforderungen des Marktes standhalten kann."

Hotze: Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Projekt gewonnen und in wie weit beeinflussen diese ihre zukünftige Herangehensweise an Gebäudekonzepte?

Rodeck: "The Edge" ist ein Gebäude, das kontinuierlich Daten erfasst und analysiert. Die Erkenntnisse, die dadurch ermöglicht werden, kommen selbstverständlich nicht nur diesem Gebäude zugute. Wir als Projektentwickler lernen daraus und können somit neue Gebäudekonzepte noch besser an die Anforderungen der Nutzer anzupassen. Das Ergebnis dieses Lernprozesses sind neue wegweisende Entwicklungen wie "The Pier" in der Hamburger Hafencity oder "Grand Central Berlin" in der deutschen Hauptstadt. Man kann durchaus sagen, dass "The Edge" mit diesen Projekten in Serie geht. Und auch sie werden uns wieder neue Erkenntnisse liefern. Ein Ende oder Abschluss der digitalen Revolution ist ja aktuell gar nicht vorstellbar. Der Prozess geht weiter und weiter.

Datengetriebenes Immobilienmanagement ist das Ziel im Zeitalter der Digitalisierung

Hotze: Kritiker sehen in der Technologisierung von Gebäuden einen unnötigen Kostenfaktor. Wie aber verhält es sich mit dem Mehrwert, der etwa durch transparente Dateninformationen entsteht? Welche Rolle wird dieser Aspekt zukünftig spielen, etwa für das Immobilienmanagement?

Rodeck: Faktisch wird sich der Gebäudebetrieb vollständig verändern, und was in 2017 noch als zusätzlicher Kostenfaktor erscheint, wird morgen schon unerlässlich sein. Unternehmen verlangen zunehmend nach flexibleren Büroflächen und modularer Anmietung. Das wird aber überhaupt erst möglich, wenn wir Gebäude errichten, die Nutzungsdaten speichern, automatisiert auswerten und so einem volldigitalisierten Immobilienmanagment den Weg bereiten. Mit den oben genannten Projekten in Hamburg und Berlin werden wir einen weiteren Schritt in genau diese Richtung gehen.

Hotze: Betrachten wir die Digitalisierung einmal aus der Perspektive von Büromietern und auch Immobilienanlegern. Welche Vorteile haben sie von digitalisierten Daten und Prozessen?

Rodeck: Das Schlüsselwort ist Effizienz. Effizienterer Betrieb ermöglicht effizientere Prozesse und damit Fokussierung aufs Kerngeschäft. Das schafft zufriedenere Mieter und für diese wiederum zufriedenere Mitarbeiter. Für Anleger kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, den ich bereits genannt habe, den man aber gar nicht oft genug betonen kann: die Zukunftsfähigkeit. Die Digitalisierung schafft in rasender Geschwindigkeit neue Ansprüche, und jeder Anleger hat ein Interesse daran, dass seine Immobilie auch in ein paar Jahren noch den veränderten Anforderungen des Marktes standhalten kann.

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