Patrick Hartmann (Geschäftsführer bei Exporo) und Dr. Khanh Dang Ngo, ehemalig bei Exporo tätig, sprechen im Interview über ihre Verantwortung gegenüber den Anlegern und die Bedeutung der Compliance bei Exporo.
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von
Daniel Erning

Exporo: Verantwortung gegenüber den Anlegern

Patrick Hartmann (Head of Operations, Exporo Investment GmbH) und Dr. Khanh Dang Ngo (General Counsel, Exporo AG) sprechen im Interview über ihre Verantwortung gegenüber den Anlegern, die Einhaltung der Compliance und den Aufbau des Bestandgeschäftes bei Exporo.

Patrick Hartmann (Head of Operations, Exporo Investment GmbH) und Dr. Khanh Dang Ngo (General Counsel, Exporo AG) sprechen im Interview über ihre Verantwortung gegenüber den Anlegern, die Einhaltung der Compliance und den Aufbau des Bestandgeschäftes bei Exporo.

Herr Hartmann, Sie sind als Head of Operations für alle Bereiche rund um die Kunden, Produkte, Regulatorik und Compliance zuständig. Wo kommen Sie her und was haben Sie bisher gemacht?

Patrick Hartmann: Ich komme aus der Nähe der Rattenfängerstadt Hameln. Meine berufliche Laufbahn begann ich nach Abitur und Bundeswehr als Immobilienkaufmann. Danach studierte ich BWL mit dem Schwerpunkt Finanzdienstleistungen. Während meines Studiums in Hannover lernte ich den späteren Exporo-Gründer, Simon Brunke, kennen und wir beide machten uns nach dem Examen als Versicherungsmakler selbständig. Das Geschäft war allerdings nur schwer skalierbar. Simon entschied sich, das Unternehmen zu verkaufen. Doch ich fand mich in der neuen Eigner-Struktur nicht recht wieder, wechselte der Liebe wegen nach Hamburg und arbeitete dort zunächst im Bereich Factoring sowie für eine Tochtergesellschaft der Otto Group im Bereich Trade Finance.

Wie kamen Sie mit Exporo zusammen?

Patrick Hartmann: Es war eine strategische Entscheidung des Exporo-Vorstandes, die uns Ende 2016 zusammenbrachte. Den Vorständen ging es darum, neben der Projektfinanzierung ein zweites Geschäftsfeld aufzubauen: Das Bestandsgeschäft in Form von Anleihen. Dafür war eine BaFin-Lizenz (§ 32 KWG) wichtig. Bisher nutzte Exporo zur Vermittlung ihrer Produkte (Vermögensanlagen) eine Lizenz als Finanzanlagevermittler. Diese wird von Gewerbeämtern vergeben und von den Handelskammern beaufsichtigt. Nun gab und gibt es politische Bestrebungen, diese Bereiche stärker zu regulieren. Bisher war es Internet-Plattformen wie der unsrigen möglich, auf Basis des sog. Kleinanlegerschutzgesetztes bis zu 2,5 Millionen Projektvolumen ohne Prospekt anzubieten – ein dreiseitiges Informationsblatt reicht. Der Verbraucher musste sich allerdings an gewisse Höchstgrenzen des Investments (1.000 Euro bzw. 10.000 Euro) halten. Es gab also Limitierungen, die uns besonders im geplanten Bestandsgeschäft einschränken würden. Ende 2016 kam ich dann an Bord, um die Exporo Investment GmbH aufzubauen und mich um die Erlangung einer "BaFin-Lizenz" zu kümmern. Seit Ende 2017 haben wir nun diese Lizenz, können Anleihen vermitteln und unterliegen bei den Projektgrößen keinen Limitierungen mehr.

Herr Ngo, Sie sind Chefjurist bei Exporo. Wie sind Sie zu Exporo gekommen?

Khanh Dang Ngo: Ich war schon länger fasziniert von der FinTech-Szene und ihren innovativen Lösungsansätzen für den klassischen Finanzmarkt. Zuvor habe ich als Rechtsanwalt einer englischen Kanzlei im Bank- und Kapitalmarktrecht beraten. Als externer Berater wird man in der Regel punktuell für bestimmte juristische Fragen herangezogen oder man erstellt das rechtliche Konzept neuer Geschäftsmodelle für den Mandanten. Wenn es dann zur Umsetzung kommt, ist man als externer Berater leider nicht mehr dabei, sodass man den wirtschaftlichen Erfolg der Vorarbeit in der Regel nur noch von außen beobachten kann. Daher suchte ich den Blick über den Tellerrand. Ich hatte das große Glück mit Simon und Björn über das Geschäft und die Vision von Exporo zu sprechen. Es passte von Anfang an und ich war schnell Feuer und Flamme. Denn Anleihen sind mein Produkt - habe ich zuvor Banken und Emittenten bei der Ausgabe von Strukturierten Produkten und Anleihen beraten. Nun wache ich als Chefjurist der Exporo darüber, dass das Unternehmen rechtlich gut aufgestellt ist. Ich kümmere mich um alle rechtlichen Fragen und berate den Vorstand bei der Konzeptionierung von neuen Produkten und Geschäftsmodellen. Schließlich schalte ich externe Kanzleien ein, die unsere Vertragswerke erstellen und uns bei speziellen aufsichts- und zivilrechtlichen Herausforderungen unterstützen.

Bieten Investitionen in Bestandsimmobilien für Anleger mehr Sicherheiten als Projektfinanzierungen?

Patrick Hartmann, Geschäftsführer bei der Exporo AG gemeinsam mit Dr. Khanh Dang Ngo (ehemaliger Exporianer und aktuell Geschäftsführer bei der Upvest Securities GmbH) posieren im Empfangsbereich am Standort Sandtorkai.

Patrick Hartmann: Eindeutig. Wir erwerben die Bestandsimmobilie mit einer Zweckgesellschaft. Damit besitzen wir mehr Hebel, die wir allein bedienen können. Wir sind Eigentümer, haben regelmäßige Mieteinahmen, die wir quartalsweise an die Anleger ausschütten – kümmern uns um die Erhaltung des Gebäudes, verwalten als Asset-Manager diese Immobilie. Dabei wollen wir den Anleger emotional und wirtschaftlich in die Lage versetzen, als wenn er die Immobilie selbst besitzen würde. Bei Entscheidungen sind demokratische Elemente eingebaut. Die Anleger werden etwa nach fünf oder siebeneinhalb Jahren gefragt, ob sie die Immobilie verkaufen wollen. Dann wird über ein mögliches Angebot abgestimmt.

Sie beide tragen damit eine enorme Verantwortung für das Vermögen der Anleger. Was passiert mit Exporo als Gesamtkonstrukt, wenn ein einzelnes Bestandsobjekt in Gefahr gerät?

Patrick Hartmann: Ich gehe einmal von einem konstruierten, hypothetisch-schlimmsten Fall aus: Der Immobilienmarkt dreht dramatisch, es gibt Baustopps, es wird Schwamm im Mauerwerk gefunden – alle fürchterlichen Dinge passieren gleichzeitig und unsere Gegenmaßnahmen helfen nicht. Dann kippt diese eine Zweck-Gesellschaft um. Sie hat eine Anleihe begeben, die eine Fälligkeitszeitpunkt hat und nicht bedient werden kann - also eine Default-Situation. Dann muss die Gesellschaft Insolvenz anmelden. Wenn es keine verwertbaren Sicherheiten gibt, droht also ein Totalausfall. Das würde im schlimmsten Fall zu einem 100-prozentigen Verlust der Anlegergelder führen. Zwischen den einzelnen Zweckgesellschaften gibt es allerdings keine Ergebnisabführungsverträge. Organisationsstrukturell facht solch ein Debakel also kein Feuer bei den anderen 40 Gesellschaften an. Auch die Muttergesellschaft, Exporo AG, ist nicht betroffen. Wenn ein Haus brennt, brennt nicht das gesamte Dorf.

Khanh Dang Ngo: Bisher hatten wir noch keinen Ausfall. Der Erwerb von Wertpapieren oder Vermögensanlagen ist naturgemäß mit Risiken verbunden, die auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen können. Daher muss jeder Anleger darüber aufgeklärt werden, dass es generell ein Totalverlustrisiko gibt. Der tatsächliche Ausfall hängt dabei maßgeblich von der Prüfung des zu finanzierenden Projekts, der beteiligten Unternehmen und der maßgeblichen Immobilie ab. Ein Ausfall lässt sich daher faktisch mit einer sehr gründlichen Vorabprüfung der vorgeschlagenen Finanzierungsprojekte eingrenzen. Unsere interne Due Diligence Prüfung ist daher sehr streng, sodass nicht alle Projekte  diese passieren können. Wir versuchen bereits auf dieser Vorstufe, den Interessen der Anleger gerecht zu werden.

Wie reagieren Wettbewerber oder Verbraucheranwälte auf Exporo? Immerhin nehmen Sie doch anderen Playern Geschäft weg?

Khanh Dang Ngo: Natürlich spüren wir erhöhten Druck insbesondere von der etablierten Finanzwelt. Wir brechen ja bewährte Strukturen auf. Denn für Emittenten von Anlageprodukten werden wir zunehmend ein ernsthafter Konkurrent. Dabei konkurrieren wir mit bisher bewährten Bank- und Fondsprodukten. Wir versuchen die Fehler und die Kostenstrukturen der traditionellen Anbieter zu vermeiden, weil wir den direkten Weg zum Kunden suchen, ihm Einzelinvestments und keine kostenintensive Fondsprodukte anbieten. Dieser Zugang ist ehrlicher, weil wir kostentransparent sind und aufzeigen wie die einzelnen Immobilien aussehen. Die digitale Plattform-Ökonomie, die wir aufbauen, verändert das Marktgefüge des Geschäfts der Immobilienfinanzierung grundsätzlich.

Uber oder Google haben es vorgemacht auf ganz unterschiedlichen Märkten. Wir würden uns freuen, wenn uns dies im Immobiliengeschäft gelingt.

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Das Interview führte Andreas Nölting

www.noeltingmedia.com

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