In Großstädten sind Wohnungen knapp. Geschäftsleute, die zeitweilig ein Projekt betreuen, Berufspendler, Messebesucher oder Zeitarbeiter suchen nach einer wohnlichen Alternative, in der sie sich meist für ein paar Monate wie zu Hause fühlen können. Legen sie keinen Wert auf ein anonymes Hotelleben, erhöhen sie die Nachfrage nach verfügbarem Wohnraum. Diese Lücke schließt ein Boardinghouse. Der Begriff bedeutet im Englischen: Privatpension und steht für ein "Heim" oder eine "Bleibe auf Zeit".
Service und Wohlfühlfaktor sind im Boardinghouse ein ganz wichtiger Aspekt, nur Verpflegung wird nicht garantiert. Daher bezeichnet man eine entsprechende Wohnung auch als Serviced Apartment. Zum Apartment gehört mindestens eine Kochnische oder Küchenzeile. Das Angebot umfasst einen kostenfreien Internetzugang, Wäsche- oder Bügelservice sowie die Zimmerreinigung oder einen Einkaufsservice. Die Vermietung der Wohneinheiten erfolgt in der Regel über einen längeren Zeitraum von einigen Wochen bis zur mehreren Monaten. Die Ausstattung der möblierten Räume kann einfach sein, sie sind teilweise auch mit Gemeinschaftsräumen verbunden. Angeboten werden jedoch ebenso komplett ausgestattete Appartementwohnungen mit reichlich Komfort.
Immer mehr Menschen nutzen in Metropolen und Großstädten die Möglichkeit, ein Serviced Apartment zu mieten. Zunehmend schätzen auch Privatpersonen für Städtereisen diese Übernachtungsoption. Der Aufenthalt ist preisgünstiger als in einem Hotel und die Nutzer verfügen über mehr Privatsphäre als beispielsweise bei einem persönlichen Gastgeber. Da hotelähnliche Leistungen ggf. hinzubuchbar sind, können auch gehobenere Ansprüche bedient werden. Ausländische Arbeitskräfte, internationale Eliten und junge reisefreudige Weltbürger werden die Nachfrage in den kommenden Jahren erhöhen. Gefragt sind in Deutschland insbesondere Mikroapartments mit weniger als 25 m² Wohnfläche.
Das Konzept kommt aus den USA, wo es zunächst vor allem von Studenten genutzt wurde. Nach der Jahrtausendwende stiegen die Übernachtungszahlen in Boardinghouses auch in Deutschland sprunghaft an. Schwerpunkte des Angebots sind Berlin, Frankfurt, München und Hamburg. Es wird geschätzt, dass der langfristige Bedarf an Serviced Apartments das Angebot um ca. das Dreifache übersteigt und mehr als 100.000 Wohneinheiten notwendig wären, um die Nachfrage im kommenden Jahrzehnt zu befriedigen. Derzeit zählt der gewerbliche Serviced Apartment Markt in Deutschland rund 28.500 Einheiten in ca. 540 Häusern, die mindestens 15 Einheiten in einem Gebäude bieten (Stand April 2019). (Quelle: www.tageskarte.io/hotellerie/detail, Marktreport Serviced Apartments 2019: Trendsegment wächst bis 2021 um 60 Prozent, 17.05.2019)
Die Quartiere verfügen meist über eine gute Verkehrsanbindung und alle Annehmlichkeiten städtischen Lebens. Mieter sind zum Großteil solvente Unternehmen, die für ihre flexiblen Mitarbeiter Unterkünfte suchen oder Selbstständige, die über mehrere Wochen oder Monate den Service nutzen. Vorteilhaft für die Gäste ist, dass sie nur die Leistungen bezahlen, die sie auch brauchen. Unternehmen sparen so Kosten. Langzeitmieter müssen für ihre Unterkunft weder Kaution noch Provision bezahlen. Vermieter können mit längerfristigen Einkünften kalkulieren, ohne sich mit unbequemen Dauermietern auseinandersetzen zu müssen. Für Investoren steht eine lukrative Anlagemöglichkeit zur Verfügung, da die Renditen von Boardinghouses die der klassischen Hotellerie um einiges übertreffen.
Auch Urlauber können die kostengünstigen Apartments mieten. Je länger die Mietdauer währt, desto günstiger ist ihr Preis. Die Auslastung der bestehenden Serviced Apartments ist verbreitet sehr hoch, insbesondere in Städten, die Standort für weltweite Arbeitgeber sind, wie beispielsweise Nürnberg, Leipzig oder Stuttgart. Laut "Marktreport für Serviced Apartments" stieg die durchschnittliche Auslastung 2018 in Deutschland erstmals auf 80 Prozent. In Deutschland ist der Nachholbedarf vergleichsweise groß, so dass in den nächsten Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten beim Bau neuer Apartments zu rechnen ist. Für Investoren eröffnen sich durch zunehmende Projektarbeit, Outsourcing- und Coworking-Aktivitäten sowie steigende Reiselust attraktive Anlagechancen.
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